Sonnenlicht reinigt Abwässer
Forscher aus Ägypten und Vietnam an der TU zu Gast
VON SABINE WEICHELT
Freiberg. Neue Wege zur Reinigung von Abwässern erforschen derzeit zwei Wissenschaftler aus Ägypten und Vietnam, die bei Professor Georg Härtel am Lehrstuhl für Umweltverfahrenstechnik an der TU Bergakademie zu Gast sind. Professor Ibrahim Ahmed Ibrahim aus Kairo untersucht im Technikum an der Leipziger Straße vor allem die Ultraviolett-(UV)-Oxydation. Frau Le Thi Tuyet Minh vom Institut für Bergbau und Metallurgie an der Universität Hanoi beschäftigt sich vorwiegend mit Abwässern aus der Textilindustrie. "Das beste Ergebnis", freute sich Professor Ibrahim, "habe ich mit Ozon und UV-Strahlung erreichen können. Das ist besonders gut, weil Ozon nicht so sehr teuer und UV-Strahlung in Ägypten in Form von Sonnenlicht ja reichlich vorhanden ist, so dass das Verfahren auch wirtschaftlich bleibt." Er hatte beispielsweise gasförmiges Ozon, flüssiges Wasserstoffperoxyd oder ein pelletiertes Titan-Aerogel, das halbleiterähnliche Eigenschaften hat, auf die belasteten Proben gebracht, sie mit UV-Strahlung behandelt und den Schadstoffabbau beobachtet. Sein Hauptaugenmerk galt dabei Stoffen, die vor allem in Kühlsystemen verwendet werden und deshalb in fast allen Industriezweigen vorkommen. Seine Forschungen in Freiberg unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit einem Stipendium. Abwässer aus der Textilverarbeitung sind das Untersuchungsfeld von Le Thi Tuyet Minh. Beim Spinnen von Polyesterfasern werden beispielsweise sogenannte Schlichtemittel eingesetzt, die verhindern, dass die Fasern miteinander verkleben. Diese Stoffe müssen einerseits dem Abwasser entzogen werden, da sie dort einen zu hohen Sauerstoffbedarf erzeugen. Andererseits sollen sie zur Wiederverwendung zurückgewonnen werden. "Ich habe mit verschiedenen Membranfiltern experimentiert. Mit einem davon konnten wir bis zu 80 Prozent der Schlichtstoffe zurückhalten." "Wir haben für die Untersuchungen Abwässer eines unserer Industriepartner verwendet", erläutert Roland Haseneder, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut und für die Betreuung der ausländischen Gastwissenschaftler zuständig, "mit dem wir noch weitere Kooperationsprojekte anstreben." Dass sich die Kooperation mit der Freiberger TU noch ausbauen lässt, hofft auch Frau Minh. Sie hat hier in der sächsischen Kreisstadt schon ihr Studium absolviert hat und ihre Tochter bereitet sich am Studienkolleg gegenwärtig ebenfalls auf ein Studium in Freiberg vor. In Vietnam gebe es noch einen großen Bedarf an Methoden und Verfahren für den Umweltschutz. "Genau das ist das Angebot unseres Lehrstuhls an ausländische Gastwissenschaftler", ergänzt Haseneder, der für die Betreuung der Gäste zustän dig ist. "Sie können hier mit High-Tech-Verfahren Lösungen für umweltrelevante Probleme entwickeln. Einen besonderen Schwerpunkt sehen wir aber bei alternativen Varianten. Deshalb werden bei uns unter anderem Wasserreinigungsverfahren auf der Basis nachwachsender Rohstoffe entwickelt, die sich auch in Ländern mit Finanzproblemen bei kostenintensiven Verfahren mit lokalen Naturstoffressourcen realisieren lassen."
Roland Haseneder (Mitte) vom Lehrstuhl für Umweltverfahrenstechnik Im Gespräch mit Le Thi Tuyet Minh aus Vietnam und Professor Ibrahim Achmed Ibrahim aus Ägypten. Die beiden Gastwissenschaftler suchen in Freiberg nach neuen Wegen für die Reinigung von Abwässern.
FOTO: ROLF RUDOLPH
Universität überschreitet "magische" Grenze
Bergakademie erwirtschaftet 2001 erstmals Über 40 Millionen Mark durch Forschung - Forschungsergebnisse werden in Vorlesungen vermittelt.
Freiberg, Mit 40,7 Millionen Mark (rund 20 Millionen Euro) sogenannte Drittmitteleinnahmen im Jahr 2001, das sind Einnahmen aus Forschungsleistungen, hat die Bergakademie Freiberg erstmals eine anvisierte Rekordmarke überschritten. "Seit 1996", erläuterte der Prorektor für Forschung, Professor Carsten Drebenstedt. "haben wir jährlich zwischen 35 und 39,5 Millionen Mark eingeworben, nun ist uns auch der Sprung über diese scheinbar magische Grenze gelungen." Damit erwirtschaftet die Freiberger Universität ein Drittel ihres Haushaltes durch Forschungsleistungen und nimmt mit diesem Ergebnis einen Spitzenplatz unter den deutschen Hochschulen ein. "Die Drittmittel gelten als ein wesentliches Indiz für die Leistungsfähigkeit einer Hochschule", erläutert Drebenstedt. "Die Forschungen dafür haben außerdem positive Auswirkungen für die Lehre, denn die Professoren, die in der aktuellen Forschung arbeiten, können die Ergehnisse natürlich auch in ihren Vorlesungen vermitteln. Außerdem werden die Studenten mit Studien- und Belegarbeiten in diese Forschungen einbezogen." Rund zehn Prozent der Drittmittel werden an der Freiberger TU mit Forschungsprojekten für die gewerbliche Wirtschaft erarbeitet. Mit diesem Anteil liegt die Bergakademie rund acht bis zehn Prozent über dem bundesdeutschen Durchschnitt. 323 Mitarbeiter werden zusätzlich zu den rund 1000 über den Haushalt finanzierten aus diesen Geldern bezahlt, über 600 weitere Arbeitsplätze durch Investitionen und Aufträge in der Region gesichert. Bis 2005 sollen die Drittmitteleinnahmen auf rund 25 Millionen Euro steigen. Dafür bestehen gute Voraussetzungen, so Carsten Drebenstedt, denn in den vergangenen Jahren habe ein Generationswechsel in der Professorenschaft stattgefunden. Die Neuberufenen haben sich etabliert und Kontakte mit der Industrie aufgebaut, so dass hier noch erhebliches Potential bestehe. (SW)
Haseneder und Professor Georg Härtel, Inhabet des Lehrstuhls für Umwelttechnik an der Bergakademie, forschen Im Auftrag von Firmen an einer Hochdruckextraktionsanlage.
FOTO: DETLEF MÜLLER
Millionen für Recycling von Solarzellen
Ostminister Rolf Schwanitz (SPD) Übergibt Förderbescheide an Deutsche Solar AG und TU Bergakademie VON UWE KUHR
Freiberg. Mit Fördermitteln des Bundes in Millionenhöhe setzen die Deutsche Solar AG und die TU Bergakademie Freiberg gemeinsam ein Pilotprojekt für das Recycling von Solarzellen und Solarmodulen in die Praxis um. Der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Staatsminister Rolf Schwanitz (SPD), hat dazu gestern in Freiberg Bewilligungsbescheide für rund 1,3 Millionen Euro Fördermittel übergeben. Das sei eines der größten von insgesamt 23 Projekten im Bundesförderprogramm Innoregio, sagte Schwanitz und kündigte an, künftig auch Kompetenzzentren für Innovationspotentiale stärker zu fördern. Die Universitäts- und Wirtschaftsvertreter übersetzten die Ankündigung als gutes Omen für ihre Bemühungen, zu den lokalen Industrie- und Forschungskapazitäten ein Solarkompetenzzentrum von überregionaler Bedeutung in Freiberg anzusiedeln. An dem Freiberger Vorhaben, bei dem erstmals ein in Deutschland entwickeltes Verfahren zum Recycling von Solarzellen in industriellem Maßstab erprobt wird, arbeiten Fachleute der Deutschen Solar AG und Wissenschaftler von vier Instituten der TU Bergakademie zusammen. Bisher landen verschlissene Solarmodule und -zellen auf der Deponie. Freiberg soll das Zentrum für dieses anspruchsvolle Recycling werden, sagte Professor Peter Woditsch, Geschäftsführer der Deutschen Solar AG. Die Technikumsanlage mit etwa 30 Arbeitsplätzen entsteht auf dem Industriegelände im Saxonia-Areal und soll zu Jahresende fertig sein. Das neue Verfahren soll in drei Jahren Industriereife haben. Die Deutsche Solar AG schreibt schwarze Zahlen, betonte Woditsch, und ist auf Wachstumskurs. Dabei schnellt der Umsatz von 2001 zu diesem Jahr von 54,3 auf 91 Millionen Euro, der Absatz von 40 auf 67 Millionen Euro in die Höhe. Gleichzeitig soll die Zahl der Mitarbeiter um 100 auf 320 steigen. Die Entwicklung des Recyclingverfahrens von Solarzellen und Solarmodulen ist ein Kernbereich des Freiberger Innoregio-Projektes, das sich den Themen Stoffkreisläufe und Materialien für innovatives Bauen widmet und mit insgesamt 5,1 Millionen Euro gefördert wird. Ein Förderbescheid über rund eine Million Euro für ein weiteres Freiberger Innoregio-Projekt ist bereits im April übergeben worden. Damit wird die Entwicklung eines innovativen Baustoffs aus Glas gefördert, der aus mineralischen Rückständen von Hütten, Gießereien und anderen Betrieben erschmolzen wird.
Staatsminister Rolf Schwanitz (L) hat gestern einen Scheck über Innoregio-Fördermittel an den Geschäftsführer der Deutschen Solar AG, Professor Peter Woditsch, Übergeben.
FOTO: ECKARDT MILDNER
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